Route Nr.: | Letzte Änderung: 29.03.2024
Tuxerkamm, talnahe, Kehlkopf ostseitig/Dornaubergtal, Zemmbach/Harpfnertunnel-Südportal, Kehle/Karlststeg | Ausrichtung: Ost

Sündiger Eiltrip

UIAA WI 6 | 380 Km | Kletterzeit 2 Std.

Klettermeter: 380m | Routenhöhe: 350m | Wandhöhe: 350m | Gipfelhöhe: 2.865m
Fels: Eis
Charakter: Klassiker

8 Seillängen hurtige Eiskletterei, zwei Passagen 90°. Obwohl sich oberhalb des Eisfalls kein lawinengefährliches Kar befindet, wurde Wolfi 8 Jahre später, als er 1993 mit zwei Freunden diesen Eisfall noch einmal kletterte, bei steigenden Temperaturen von einem Mords Trumm Stein, der im Wald darüber herausgetaut zu sein scheint, arg erwischt: Helm zertrümmert, Gehirnaustritt, Hubschrauberbergung trotz Föhn und Dämmerung in allerletzter Minute. Er hat sich wieder erfangen und ist immer noch einer von Darshanos besten Freunden.

Routenverlauf

Der rechte, längere der beiden Eiswasserfälle.

Material

Die Erstbegeher hatten einige vorsintflutliche Eishaken bzw. alte Eisschrauben dabei und benutzten die damals einzig verfügbaren stockgeraden Pickel und einfachen Gletscher-Steigeisen.

Ausgangspunkt

Mayrhofen, Harpfner-Tunnel nach Ginzling

Zustieg

Beim Ausgang Harpfner-Tunnel zur anderen Bachseite wechseln und einsteigen.

Abstieg

Links im Wald.

Erstbegehung

Darshano L. Rieser, Wolfgang Müller, Hanspeter Jesus Schrattenthaler
Datum: 17.02.1985
Stil der Erstbegehung: Wasserfall-Eiskletterei
Kletterzeit der Erstbegeher: 2 Std.
Wasserfall-Eiskletterei

Wiederholungen

Wolfgang Müller, Dieter "Didi" Langen, Andi Maier
1993 | Wiederholung | Rotpunkt
Hoch droben im lawinensicheren Wald, oberhalb der letzten Seillängen des „Sündigen Eiltrip“ löst sich irgendwo eine autoreifengroße Felsscheibe, rast auf Wolfiji zu, nimmt Kurs auf seinen Kopf, zertrümmert seinen Helm, seine Schädeldecke, seine Augenhöhle, sein bisheriges Leben. Didi Langen und Andi Maier, die mit ihm unterwegs sind, um diese „lawinensichere“ Eiskletter-Route zu wiederholen, tun was in ihrer Macht steht, ihn in dieser unrettbaren Situation doch noch zu retten. Das ausgetretene Gehirn wird sanft zurück in die Schädelhöhle „gestopft“, mit einer Mütze „zugepfropft“ und auf ein Wunder „gehofft“. Didi bleibt beim „sterbenden“ Wolfi, Andi seilt ab (Handy gibt‘s noch nicht!). Er will ein Auto stoppen, aber es kommt keines. Verzweiflung. Endlich kommen aus dem Tunnel zwei Lichter auf ihn, der da blutverschmiert steht, zu: Gerhard Hörhager. Was für ein Zufall. Sofort wird die Rettung alarmiert. Und jetzt die glückliche Fügung in der ausweglosen Situation: der gerade diensthabende Hubschrauber-Pilot lehnt ab zu fliegen (zu windig, bereits zu dämmrig, zu eng und gefährlich dort), doch just in diesem Augenblick kommt der vorherige Pilot noch einmal zurück in die Flugzentrale weil er etwas vergessen hat; er erklärt sich trotz alledem bereit zu fliegen und holt Wolfiji in einer atemberaubenden Aktion, buchstäblich in letzter Sekunde, im allerletzten Dämmerungslicht, bei gefährlichen Windböen via Taubergung heraus und fliegt ihn in die Innsbrucker-Klinik, wo ihm aber kaum Überlebens-Chancen eingeräumt werden. Als Darshano noch in der Nacht dort eintrifft, ist Wolfgang zwar operiert, jedoch so viel wie abgeschrieben. Aber bevor man DAS sagt, muss man den Überlebenswillen dieses unkaputtbaren Ausnahme-Alpinisten kennen. Er kämpft sich in monatelangem Ringen zurück ins Leben, verliert zwar alles, Firma, Frau, Freude (für lange Zeit), Freunde (viele davon), aber einige sind ihm geblieben. Allen voran Darshano. PS: Didi stand nach Wolfijis Taubergung übrigens plötzlich ganz allein, auf sich gestellt, praktisch im Dunkeln, ohne Seil, fast 400 m über dem Talboden am Unfallort. Sein ungesicherter Abstieg in fast senkrechtem Wald war eine Meisterleistung. Der überhängende Steilaufschwung ganz unten wäre ihm dann aber doch noch fast zum Verhängnis geworden, hätte Andi vor ihm bei seinem letzten Abseiler das an einen Baum gebundene Seil nicht hängen lassen müssen, und hätte Didi, der nichts von diesem Seil wusste, es nicht in allerletzter Verzweiflung instinktiv im Dunkeln gefunden…