Erstbegehung
Darshano L. Rieser, Hanspeter Jesus Schrattenthaler, Wolfgang Müller
Datum: 17.02.1985
Stil der Erstbegehung: Wasserfall-Eiskletterei
Kletterzeit der Erstbegeher: 2 Std.
Wasserfall-Eiskletterei
Wiederholungen
Wolfgang Müller, Dieter "Didi" Langen, Andi Maier
1993 | Wiederholung | Rotpunkt
Hoch droben im lawinensicheren Wald, oberhalb der letzten Seillängen des „Sündigen Eiltrip“ löst sich irgendwo eine autoreifengroße Felsscheibe, rast auf Wolfiji zu, nimmt Kurs auf seinen Kopf, zertrümmert seinen Helm, seine Schädeldecke, seine Augenhöhle, sein bisheriges Leben. Didi Langen und Andi Maier, die mit ihm unterwegs sind, um diese „lawinensichere“ Eiskletter-Route zu wiederholen, tun was in ihrer Macht steht, ihn in dieser unrettbaren Situation doch noch zu retten. Das ausgetretene Gehirn wird sanft zurück in die Schädelhöhle „gestopft“, mit einer Mütze „zugepfropft“ und auf ein Wunder „gehofft“. Didi bleibt beim „sterbenden“ Wolfi, Andi seilt ab (Handy gibt‘s noch nicht!). Er will ein Auto stoppen, aber es kommt keines. Verzweiflung. Endlich kommen aus dem Tunnel zwei Lichter auf ihn, der da blutverschmiert steht, zu: Gerhard Hörhager. Was für ein Zufall. Sofort wird die Rettung alarmiert.
Und jetzt die glückliche Fügung in der ausweglosen Situation: der gerade diensthabende Hubschrauber-Pilot lehnt ab zu fliegen (zu windig, bereits zu dämmrig, zu eng und gefährlich dort), doch just in diesem Augenblick kommt der vorherige Pilot noch einmal zurück in die Flugzentrale weil er etwas vergessen hat; er erklärt sich trotz alledem bereit zu fliegen und holt Wolfiji in einer atemberaubenden Aktion, buchstäblich in letzter Sekunde, im allerletzten Dämmerungslicht, bei gefährlichen Windböen via Taubergung heraus und fliegt ihn in die Innsbrucker-Klinik, wo ihm aber kaum Überlebens-Chancen eingeräumt werden. Als Darshano noch in der Nacht dort eintrifft, ist Wolfgang zwar operiert, jedoch so viel wie abgeschrieben.
Aber bevor man DAS sagt, muss man den Überlebenswillen dieses unkaputtbaren Ausnahme-Alpinisten kennen. Er kämpft sich in monatelangem Ringen zurück ins Leben, verliert zwar alles, Firma, Frau, Freude (für lange Zeit), Freunde (viele davon), aber einige sind ihm geblieben. Allen voran Darshano.
PS:
Didi stand nach Wolfijis Taubergung übrigens plötzlich ganz allein, auf sich gestellt, praktisch im Dunkeln, ohne Seil, fast 400 m über dem Talboden am Unfallort. Sein ungesicherter Abstieg in fast senkrechtem Wald war eine Meisterleistung. Der überhängende Steilaufschwung ganz unten wäre ihm dann aber doch noch fast zum Verhängnis geworden, hätte Andi vor ihm bei seinem letzten Abseiler das an einen Baum gebundene Seil nicht hängen lassen müssen, und hätte Didi, der nichts von diesem Seil wusste, es nicht in allerletzter Verzweiflung instinktiv im Dunkeln gefunden…