Location: ZillertalerAlpen
(hochalpine Granitwand oberhalb des Schlegeis-Stausees)
Spiegelkamp 2875 m, Nordwand
Die etwa 700 Meter breite und im zentralen Bereich ca. 200Meter hohe Spiegelwand ist plattig, kompakt und von imposanter Steilheit.Trotzdem ist sie sehr kletterfreundlich und wartet á dato bereits mit knappzwei Dutzend gekletterter Linien auf. Die Erstbegeher Darshano L. Rieser, Anderl „Schotta“ Aschenwald, Peter Summerer, Franky Heimund Hp „Jesus“ Schrattenthaler, haben – ohne einen einzigen Bohrhaken zu setzen– phantastische Freikletterrouten in den Schwierigkeitsgraden VI bis IXeröffnet, sie in Wort und Bild dokumentiert und zu einem Gesamt-Kunstwerkzusammengefügt, das weltweit einzigartig sein dürfte (siehe „Die 7 Trilogiender Spiegelwand“).
DieSpiegelwand erfüllt sämtliche Kriterien der alpinen Genusskletter-Freaks:
Dadurch dass bei 14 von 22 Routen alle benötigten Haken steckenbzw Sanduhren gefädelt sind, sodass in ihnen das zusätzliche Anbringen mobilerSicherungsmittel nicht erforderlich ist und Keile oder Friends nur zum Spaßoder zur Übung mitgeführt werden brauchen, ist die Spiegelwand ideal dafürgeeignet, vom sterilen Sportklettern relativ sicher ins abenteuerliche Alpin-Kletternhineinzuwachsen…
Und das alles bei bombenfestem Fels, bei kaum vorhandenen objektivenGefahren, bei leichtem Abstieg (abseilen oder Gehgelände), bei kurzem,gletscherfreiem Zustieg (1 h) und doch hochalpinem Ambiente, wie es herrlichernicht sein könnte:
gegenüber ragen diemajestätischen Gipfel von Schrammacher, Fußstein, Olperer, Gefrorener Wand und HohemRiffler in den stahlblauen Himmel, – knapp darunter das Petersköpfl mit seinenHunderten händisch errichteten, mystisch anmutenden Steinmandl-Türmen, – ganz untenreflektiert sich die Sonne im türkisfarbenen Schlegeis-Stausee, dessenStaumauer atemberaubend glatt und überhängend die Talenge genau dort sperrt, wodas populäre Pfitscher-Joch ebenso zu sehen ist, wie der höchste Berg derZillertaler Alpen mit seiner berühmten Hochfeiler-Nordwand, und von wo aus manzu Furtschagelhaus, Olpererhütte, Friesenberghaus und direkt am See zuDominikus-Hütte und Schlegeis-Restaurant gelangt.
PhantastischeKletterei, – sehr empfehlenswert!!!
Eine jener Routen, die in der Spiegelwand zu den absoluten Genuss-Klassikernavancieren wird, ist die im unteren VII. Schwierigkeitsgrad angesiedeltePlattenkletterei „Der gestiefelte Kater“ mit ihrer phantastischen, von derNatur vorgegebenen „Wellenschuppe“, die bereits mehrere Wiederholungen,darunter auch eine 1. Damenbegehung erhalten hat und ausschließlich aufsHöchste gelobt wird. Solche Kletterei kann ohne Übertreibung zum Schönstengezählt werden, was die Ostalpen zu bieten haben. Wer’s ein wenig schwierigermag, der klettert „Weddingbells“ (IX-), oder gleich daneben den „gespiegeltenVater“, der im oberen VIII. bzw. unteren IX. Schwierigkeitsgrad eincheckt undin der vierten Seillänge mit seinem Piaz-Riss-Quergangs-Dach echtes Yosemite-Feelingaufkommen lässt…
PS: Kletterzeit meist zwischen Mai/Juni und Sep/Okt, Sonne im Hochsommervormittags im linken Wandteil (Evviva- bis Eldorado-Trilogie) und späternachmittags im zentralen und rechten Wandteil (Ether- bis Ethik-Trilogie).Temperaturen nachmittags meist angenehmer als frühmorgens. Also ideal fürSpätaufsteher: erst am mittleren Nachmittag einsteigen, großteils in der Sonneklettern und im sanften Abendlicht gemütlich absteigen…
PPS:
Der Vorstand der AV-Sektion Zillertal wurde 2010 darum ersucht, im Blockkar vorder Spiegelwand eine Biwakschachtel zu errichten, was den Plaisir-Charakter derkletterfreundlichen Spiegelwand naturgemäß noch weiter unterstützen würde. Manwird sehen ob der Alpenverein sich dazu entschließen kann…
PPPS:
Obwohl das Klettermagazin CLIMB! eigentlich ein Medium war, das sichhauptsächlich mit Kletterhallen, Bouldern und Wettkampfklettern befasste, widmetees der alpinen Spiegelwand letztlich eine sechsseitige Reportage mitFarbbildern und Erlebnisberichten, die die breit gefächerten Möglichkeiten fürabenteuer-interessierte Sportkletterer in der Spiegelwand aufzeigen (Heft 4/10,S 62 bis 67).